mit VIDEO I Atacama-Wüste I Chile I Bolivien I Lagunenroute
Eine bestimmte Route steht für viele Südamerika-Overlander ganz oben auf der Bucket-List. Doch das Fahren dieser Strasse ist auch mit viel Respekt verbunden: Die Lagunenroute.
Die Traumstrecke führt von San Pedro de Atacama in Chile bis nach Uyuni, eine Stadt, welche in Bolivien liegt. Der Name lässt die Besonderheit der Strecke bereits vermuten: Viele wunderschöne Lagunen finden sich auf dem Weg und die Landschaft soll magisch sein. Aber: Die Route führt bis auf knapp 5000 Meter Höhe, die Temperaturen können nachts gut und gerne bis auf minus 20° Celsius fallen und auf den knapp 400 Kilometer findet sich kein Stückchen Asphalt…
Wie alle anderen Reisenden, freuten wir uns schon lange auf das Fahren dieser Route, starteten dennoch mit einer guten Portion Respekt in dieses Abenteuer. Doch eines vorneweg: Es war noch schöner als wir es erwartet haben!
Chile, es war schön!
Der Start der Lagunenroute ist San Pedro de Atacama. Das kleine Wüstenstädtchen befindet sich auf knapp 3000 Höhenmeter und liegt, wie der Name schon sagt, in der Atacama-Wüste. Der Besuch dieser Wüste war für uns schon lange ein Traum und der krönende Abschluss unserer Zeit sollte die besagte Lagunenroute werden. In der trockensten Wüste der Welt haben wir viel gesehen und erlebt. (Lies dazu gerne unseren vorherigen Blog über eine emotionale Begegnung in der Wüste)
Ein Highlight war definitiv das Wandern auf den Cerro Toco, ein 5604 Meter hoher inaktiver Vulkan. Es war ein spezielles Gefühl, im Schneckentempo einen Berg hoch zu wandern und trotzdem so ausser Puste zu sein, als wäre man einen Marathon gerannt. Und es war ein noch spezielleres Gefühl, als wir nach knapp zwei Stunden den Gipfel erreicht haben und das Schild mit der Aufschrift «Cerro Toco – 5604 m.ü.M.» in den Händen hielten. So nah waren wir dem Himmel noch nie. :) Die Aussicht auf die anderen Vulkane und die Täler der Wüste war einfach atemberaubend schön! (siehe Bildslider unten)
Vorbereitungen für die Lagunenroute
Ein Grenzübertritt, Minusgrade, unbefestigte Strasse und Höhe lagen vor uns. Darauf wollten wir uns bestmöglich vorbereiten. Wir füllten Wasser auf (was in der trockensten Wüste der Welt mit etwas mehr Aufwand als gewohnt verbunden war), kauften Lebensmittel ein, tankten den Autotank plus die zwei 20 Liter Kanister mit Diesel voll und akklimatisierten uns. Dafür suchten wir uns einen Stellplatz für eine Nacht, wenige Kilometer von der bolivianischen Grenze entfernt. Auf 3500 Höhenmeter wollten wir uns und unser Auto an die Höhe angewöhnen. Denn auch das Auto muss in diesen Höhen mit weniger Sauerstoff, welcher ja für einen Verbrennermotor essenziell ist, auskommen. Wir staunten nicht schlecht, als plötzlich drei weitere Fahrzeuge auf diesen Parkplatz angefahren kamen. Es stellte sich heraus, dass diese Reisenden aus Österreich, Holland und der Schweiz, dasselbe Ziel hatten wie wir: Eine Nacht Akklimatisierung und dann die Lagunenroute fahren. Für uns ein riesiges Glück! Denn eigentlich wollten wir die Strasse mit den Lagunen nicht alleine fahren, haben aber niemanden gefunden, mit dem wir einen Konvoi hätten bilden können. Umso glücklicher waren wir also, dass wir diese anderen Auto-Reisenden per Zufall getroffen haben und die Lagunenroute also gemeinsam mit drei anderen Autos fahren konnten!
Und los geht’s
Die erste Nacht auf über 3000 Meter hatten wir gut überstanden. Den Abend verbrachten wir mit unseren neuen Reise-Freunden. In der Nacht sank die Temperatur auf etwa 0° Celsius. Dank unserer Standheizung hatten wir es im Bus aber angenehm warm. Am Morgen sollte es um 8.30 Uhr losgehen. Das Tagesziel: Grenze nach Bolivien überqueren und die ersten knapp 50 Kilometer an einer Lagune vorbei bis zu den warmen Thermen fahren. Doch leider sprang das Auto der Holländer an diesem Morgen nicht an… Alle standen wir um ihren Hyundai herum und rätselten, was das Problem sein könnte. Mario holte unser Werkzeug und es stellte sich nach einigen handwerklichen Arbeiten unter der Motorhaube heraus, dass es an den Zündkerzen lag. Für die Holländer, Berit und Marco, sollte es an diesem Tag also doch noch nicht losgehen. Gemeinsam wurde beschlossen, dass sie wieder zurückfahren, um ihr Auto zu reparieren. Die Österreicher, Valentina und Martin, wollten am Stellplatz auf sie warten, um im Falle einer schnellen Reparatur, dann mit zwei Fahrzeugen noch am selben Tag loszufahren. Die anderen Schweizer, Laura und Pietro mit ihrem Defender und wir brachen also als einzige an besagtem Morgen in Richtung Lagunenroute auf.
Die Grenzüberquerung von Chile nach Bolivien verlief reibungslos und wir waren glücklich, als wir mit der Laguna Blanca die erste Lagune erreichten. Einfach unglaublich schön! Und weitere sollen folgen. (Bemerkung für alle Reisenden, die diese Route selber fahren wollen: Ihr fahrt direkt nach der bolivianischen Grenze in den Nationalpark und müsst den Eintrittspreis bar bezahlen. Bolivianos, die bolivianische Währung, können in San Pedro de Atacama getauscht werden).
Die knapp 50 Kilometer bis zur Laguna Chalviri mit den heissen Thermen liessen sich sehr gut fahren. Alles Schotter, aber gut in Schuss. Die Landschaft war spektakulär; es ging vorbei an Vulkanen, Bergen und an der Desierto de Dali, welche aufgrund der Form und Anordnung von Steinen wirklich an ein Gemälde dieses Künstlers erinnert.
Wellnessfeeling auf 4500 Meter
Mit der Laguna Chalviri auf 4500 Meter hatten wir uns einen ganz schön hohen Platz zum Übernachten ausgesucht. Das hat aber einen bestimmten Grund: Die heissen Thermen. Zwei natürliche Badebecken laden mit 38° Celsius warmem Wasser zum Verweilen ein. Das liessen wir uns alle nicht zweimal sagen. Kurz nach der Ankunft fand man uns alle bereits im Wasser, dann nochmals in der Nacht bei sternenklarem Himmel (für uns wirklich ein riesiges Highlight) und da aller guten Dinge drei sind, sprangen wir auch am nächsten Morgen vor der Abfahrt nochmals rein – wobei reinspringen bei gerade mal 60 Zentimeter Wassertiefe wohl das falsche Wort ist. :)
Gemeinsam mit unseren Freunden aus Österreich (sie sind doch noch am selben Morgen losgefahren, weil die Holländer ihr Auto nicht sofort reparieren konnten) und der Schweiz bereiteten wir Fajitas zu und liessen den Abend gemeinsam ausklingen.
Zu unserem Erstaunen stiessen um etwa 19.00 Uhr dann auch die Holländer zu uns! Ihr Auto konnte in der nächst grösseren Stadt doch rasch repariert werden und so sind sie, auch wenn es bereits dunkel war, noch bis zu uns und den warmen Thermen gefahren. Wir haben uns alle riesig gefreut! Am nächsten Tag sollte es also wieder komplett, mit vier Autos weitergehen. Nach dem warmen Abendbad in der Therme kuschelten wir uns tief in die Decke ein, denn es sollte kalt werden! Und tatsächlich: Wir stellten uns extra den Wecker um 3.00 Uhr in der Früh, um auf das Thermometer zu schauen: Minus 12° Celsius wurde dort angezeigt! Gut, dass unsere Standheizung auch in dieser Höhe einwandfrei funktionierte, sodass wir es trotz der Kälte draussen, ziemlich angenehm warm hatten im Camper.
Weiter geht’s
Das Tagesziel des zweiten Lagunenroute-Tages war, die Nacht in einer etwas tieferen Lage zu verbringen, weil nicht alle von uns eine richtig erholsame erste Nacht hatten, da doch merklich wenig Sauerstoff vorhanden war. So stellten wir uns im Navi eine kleine Ortschaft namens Villa Mar ein, welche «nur noch» auf 4000 Meter liegt. Der erste Halt wurde bei den Geysiren eingelegt. Auch wenn es fürchterlich nach Schwefel gestunken hatte, eindrücklich war dieser Rauch und das Blubbern aus dem Boden schon! Unterwegs zu den Geysiren erreichten wir übrigens den höchsten Punkt unserer Reise mit unserem Jumper: 4900 Meter über Meer mit dem eigenen Fahrzeug, wie cool ist das denn? Danke an dieser Stelle an unser Zuhause auf vier Rädern! :)
Vorbei an eindrücklicher Landschaft, erreichten wir gegen Mittag die Laguna Colorada, so genannt wegen ihrer einzigartigen Farbe. Die Lagune war voller Flamingos und Lamas kamen zum Trinken her. Wieder ein absolutes Naturwunder, welches wir hier bewundern durften. Es war so unglaublich schön! Wir lassen die Bilder sprechen.
Nach der Laguna Colorada wurden die Strassen merklich abenteuerlicher. Die Lagunenroute besteht auch nicht einfach aus einer Strasse. Vielmehr sind es unzählige Pfade, und man muss sich seinen besten Weg selbst aussuchen. Von den Strassen wollten wir uns aber keinesfalls die Stimmung verderben lassen und genossen die Aussicht aus dem Fenster und machten zwischendurch Foto- & Drohnenstopps.
Als dann Mario plötzlich meinte: «Lea, irgendwie bremst unsere Bremse nicht mehr ganz normal», wurden wir dann etwas nervös. Denn bis zu unserem Tagesziel, Villa Mar, lagen noch so einige Kilometer und vor allem noch ungefähr 800 Höhenmeter bergab vor uns! Mario führte uns aber unfallfrei auf unbefestigter Strasse bergab und das mit defekten Bremsen. Dank dem Schaltgetriebe und der Handbremse. :)
Da die Strassen ab der Laguna Colorada wirklich in schlechtem Zustand sind, brauchten wir sehr lange, um unser Ziel Villa Mar zu erreichen. Laura und Pietro fuhren die ganze Strecke sehr rücksichtsvoll voraus, um die beste Route für uns alle zu finden. Als wir bei unserem Stellplatz, auf einem Parkplatz eines Hotels ankamen, war es bereits dunkel. Unsere Freunde organisierten das Abendessen, währenddessen wir uns auf die Suche nach einer Werkstatt machten. Aber da war keine; in der ganzen Ortschaft keine einzige Garage. Ein Einheimischer führte uns zwar zu irgendeinem Haus, aber die sogenannten «Mechaniker» waren alle keine wirklichen Autoschrauber, sondern das Basteln an Autos war nur ihr Hobby. So entschieden wir uns, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen und untersuchten das Auto auf dem Stellplatz vor dem Hotel. Wir konnten aber keinen Verlust der Bremsflüssigkeit finden, sodass wir uns entschlossen, am nächsten Tag gemeinsam mit unseren Freunden bis nach Uyuni zu fahren und damit die Lagunenroute zu beenden. Notiz zur Bremse: Mit der defekten Bremse fuhren wir schliesslich bis nach La Paz (also nochmals 500km), da in Uyuni auch kein Mechaniker für unser Auto zu finden war. In La Paz wurde der Jumper zwar repariert, doch das Bremsen-Problem nicht wirklich gelöst. Schlussendlich fuhren wir bis nach Asuncion in Paraguay und reparierten unser Auto dort selbst (nach La Paz nochmals 1500km). Es stellte sich heraus, dass das Bremssystem wohl damals auf der Lagunenroute überhitzt hatte und somit der Druck nicht mehr richtig aufgebaut werden konnte. Letztendlich haben wir die Bremsflüssigkeit und die Bremsscheiben gewechselt und sind jetzt wieder gut unterwegs! Also alles halb so schlimm wie vermutet.
Ankunft in Uyuni
In Uyuni angekommen, haben wir als erstes mit unseren Freunden auf dieses «Geschafft-Haben» mit einem Uyuni-Bier angestossen. Es war ein schönes Gefühl, diese Route selbst gefahren zu sein und diesen Punkt auf der Bucket List nun abhacken zu können. Ein bisschen sind wir auch stolz auf uns und unseren Jumper, der uns so gut von San Pedro de Atacama bis nach Uyuni gefahren hat! Denn unter Overlander-Reisenden ist es immer wieder eine Diskussion, ob ein Fahrzeug ohne 4x4 diese Route überhaupt schafft.
Immer wieder lassen wir die Ereignisse Revue-Passieren: Lagunen, Thermen, Geysire, Vulkane, Steinwüste, Sandwüste, Flamingos und Lamas, alles auf einer Route. Wir sind zu richtigen Lagunenroute-Fans geworden. :) Nicht zuletzt haben unsere neuen Freunde aus Holland, Österreich und der Schweiz diese Strecke noch besonderer schön und erlebnisreich gemacht.
Auf zum Salar de Uyuni
Auch wenn wir unserem Jumper den Anblick der Salzwüste gerne ermöglicht hätten, empfanden wir es als vernünftiger, nach all den gefahrenen Schotterpisten-Kilometer, ihm nicht auch noch das für Autos tödliche Salz zuzufügen. So entschieden wir uns, eine geführte Tour auf den Salar zu buchen. Der Besuch der Salzwüste ist sogleich ein weiteres Highlight unserer Südamerika Reise. Der Salar de Uyuni ist mit einer Fläche von 11’000 Quadratkilometer der grösste Salzsee der Welt. Und tatsächlich: Die weisse Ebene scheint wirklich niemals zu enden. Aber die Kamera kann diesen Anblick nicht so richtig festhalten, fahrt besser einfach selbst hin. :)
Durch die endlose Weite lassen sich witzige Perspektiven-Bilder machen. Und dafür hat unser Tourguide reichlich Zeit eingeplant. Denn wer auf den Salar fährt, kann ihn nicht ohne Perspektiven-Bilder wieder verlassen. Praktisch ein Muss eines jeden Besuches. (Nicht die Qualität macht diese Bilder aus ;) )
Der epische Abschluss des Tages war die Fahrt zum See-Rand, wo eine etwa fünf Zentimeter hohe Wasserschicht die Salzfläche bedeckt. Das Wasser lässt die Oberfläche wie einen riesigen Spiegel erscheinen - atemberaubend! Auch da lassen wir wieder die Bilder sprechen:
Wie ihr merkt, sind wir sowohl von der Lagunenroute als auch vom Salar de Uyuni mehr als begeistert!
Und Bolivien hat noch weitere Highlights zu bieten! Folgt uns gerne auf Instagram, wo weitere Bilder von unserem Aufenthalt in Bolivien folgen werden: instagram.com/pacittos.travel
Oder schaut auch mal unter «Route» vorbei, da findet ihr bei den Punkten noch mehr kleine Erzählungen aus unserem Reise-Alltag.
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